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Programmieren in der Frühkindlichenbildung

Programmieren in der Frühkindlichenbildung

Programmieren lernen im frühen Kindesalter: Tipps und Spielideen für Kinder von 3–8 Jahren

Programmieren in der Frühkindlichenbildung, en Ratgeber: Die digitale Welt ist längst Teil unseres Alltags – selbst die Kleinsten wachsen heute mit Smartphones, Tablets und Computern auf. Viele Eltern fragen sich daher, ob und wie sie ihren Kindern schon im Vorschul- und frühen Grundschulalter einen sinnvollen Zugang zum Programmieren ermöglichen können. Programmieren wirkt auf den ersten Blick vielleicht wie eine komplexe Fertigkeit, die eher Jugendlichen oder Erwachsenen vorbehalten ist. Doch tatsächlich gibt es inzwischen zahlreiche kindgerechte Methoden und Werkzeuge, um bereits Kinder im Alter von 3 bis 8 Jahren spielerisch ans Programmieren heranzuführen.

In diesem Ratgeber erfahren Sie, warum Programmieren schon im frühen Alter sinnvoll sein kann und wie Sie als Eltern die ersten Schritte gestalten können – von der Interessenweckung bis zu wichtigen Aspekten, auf die man achten sollte. Wir geben eine Übersicht geeigneter Spielzeuge, Materialien und Tools für zwei Altersgruppen (3–5 Jahre und 6–8 Jahre) und zeigen, wie man das Thema Programmieren spielerisch vermitteln kann. Außerdem finden Sie Empfehlungen für kindgerechte Programme, Apps und Plattformen (deutsche sowie internationale Angebote) – natürlich nur namentlich erwähnt, ohne komplizierte Links. Abschließend bieten wir praktische Ratschläge für den Familienalltag: Wie balanciert man Lernzeit und Bildschirmzeit? Wie bleibt die Motivation erhalten? Unser Ziel ist ein verständlicher, strukturierter Leitfaden, der Ihnen hilft, Ihre Kinder altersgerecht und mit viel Spaß an das Thema Coding heranzuführen.



Warum Programmieren schon im frühen Alter sinnvoll sein kann

Sollten Kinder wirklich schon im Kindergartenalter programmieren lernen? Diese Frage stellen sich viele Eltern. Zwar wird niemand erwarten, dass eine Vierjährige bereits komplexe Computerprogramme schreibt. Dennoch kann das frühzeitige Heranführen an grundlegende Programmierkonzepte und -prinzipien überraschend viele positive Effekte auf die kindliche Entwicklung haben. Hier sind einige Gründe, warum Programmieren im frühen Alter sinnvoll sein kann:

  • Förderung von Problemlösungsfähigkeiten: Beim Programmieren geht es vor allem darum, Probleme zu lösen. Schon kleine Kinder lernen dabei, eine Aufgabe zu analysieren und in einzelne Schritte zu zerlegen. Wenn ein Kind zum Beispiel einen kleinen Roboter so programmieren möchte, dass er ein Hindernis umfährt, muss es überlegen: Welche Schritte sind nötig, damit der Roboter ans Ziel kommt? Diese Denkweise – große Probleme in kleine Teilprobleme aufteilen – fördert die Fähigkeit, systematisch und logisch an Herausforderungen heranzugehen. Solche Problemlösekompetenzen sind im ganzen Leben nützlich, weit über das Computer-Thema hinaus.
  • Logisches und strukturiertes Denken: Programmieren zwingt einen förmlich dazu, logisch zu denken und Schritt für Schritt zu planen. Kinder merken schnell, dass ein Computer oder ein Roboter immer exakt das tut, was man ihm sagt – nicht mehr und nicht weniger. Das erfordert klare Anweisungen in der richtigen Reihenfolge. Durch kindgerechte Coding-Spiele lernen schon die Jüngsten Prinzipien wie Reihenfolgen (Sequenzen) kennen: Zum Beispiel dass zuerst Schritt A und dann Schritt B kommen muss, damit etwas funktioniert. Auch einfache Konzepte wie Wenn-dann-Regeln (Bedingungen) können im Alltag erklärt werden: “Wenn es regnet, dann nehmen wir den Regenschirm.” Solche Grundprinzipien des Programmierens schulen ein strukturiertes Denkvermögen.
  • Kreativität und Vorstellungskraft: Viele Menschen denken beim Wort Programmieren zuerst an etwas sehr Technisches oder Mathematisches. Dabei ist Programmieren auch ein kreativer Prozess! Kinder nutzen ihre Vorstellungskraft, um eigene kleine Spiele, Geschichten oder Bilder mit Programmier-Apps zu gestalten. Sie können Figuren animieren, Töne abspielen lassen oder bunte Muster erzeugen – all das erfordert kreative Entscheidungen (“Was soll passieren? Wie soll meine Geschichte ausgehen?”). Indem Kinder programmieren, erschaffen sie aktiv etwas Neues. Dieses schöpferische Element weckt die Kreativität und zeigt Kindern, dass Technologie nicht nur passiv konsumiert, sondern aktiv gestaltet werden kann.
  • Ausdauer und Frustrationstoleranz: Fehler gehören zum Programmieren dazu – selbst erfahrene Entwickler brauchen oft viele Versuche, bis ihr Programm fehlerfrei läuft. Auch Kinder erleben beim Coden diese Try-and-Error-Erfahrung. Anfangs klappt vielleicht nicht alles auf Anhieb: Der Roboter fährt in die falsche Richtung oder die Figur im Spiel macht nicht das, was das Kind wollte. Doch anstatt aufzugeben, lernen Kinder Schritt für Schritt, geduldig nach dem Fehler zu suchen (Debugging spielerisch gelernt!) und es erneut zu probieren. Dieses Durchhaltevermögen und der konstruktive Umgang mit kleinen Rückschlägen sind wertvolle Lektionen. Die Kinder erfahren: Es ist okay, Fehler zu machen – wichtig ist, daraus zu lernen und es noch einmal zu versuchen.
  • Selbstvertrauen und Stolz aufs eigene Werk: Wenn es dann klappt – wenn der Roboter ans Ziel findet oder das selbsterstellte Spiel funktioniert – erleben Kinder ein enormes Erfolgserlebnis. Zu sehen, dass die eigenen Ideen umgesetzt wurden, stärkt das Selbstvertrauen. Ein Kind, das stolz der Familie sein selbst programmiertes kleines Spiel zeigt, erfährt Anerkennung für seine geistige Leistung. Dieses positive Feedback bestärkt es darin, sich weiter an Herausforderungen heranzuwagen. Programmieren kann Kindern so vermitteln: “Ich kann etwas bewirken, ich kann mit meinen Ideen etwas erschaffen, was funktioniert.” Dieses Selbstbewusstsein überträgt sich oft auch auf andere Lernbereiche.
  • Frühes Verständnis der digitalen Welt: Unsere Gesellschaft wird immer digitaler. Indem Kinder früh lernen, wie Computer “denken”, entwickeln sie ein besseres Verständnis für Technologie. Sie begreifen, dass Lernapps und Geräte nicht magisch funktionieren, sondern durch konkrete Befehle gesteuert werden. Dieses Wissen hilft ihnen später, kompetente Nutzer digitaler Medien zu sein, die Technik nicht nur konsumieren, sondern auch hinterfragen können. Ein grundlegendes Verständnis von Informatik-Konzepten (man spricht auch von computational thinking, also informatischem Denken) wird zunehmend als wichtige Kulturtechnik angesehen – ähnlich wie Lesen, Schreiben oder Englisch sprechen. Wer schon als Kind erste Programmiererfahrungen sammelt, hat es in der weiterführenden Schule oft leichter, da die Scheu vor Technik fehlt und grundlegende Konzepte schon vertraut sind.
  • Zukunftschancen und Berufsorientierung: Natürlich steht bei einem Drei- oder Achtjährigen noch nicht die Karriereplanung im Vordergrund. Dennoch kann ein früher Kontakt mit dem Programmieren langfristig Türen öffnen. Viele Berufe der Zukunft werden digitale Kompetenzen erfordern. Ein Kind, das positive Erfahrungen mit Technik und Coding gemacht hat, entwickelt möglicherweise früh eine Leidenschaft dafür. Auch wenn nicht jedes Kind Programmierer*in wird – das Verständnis für Code und Algorithmen kann in verschiedensten Feldern (von Wissenschaft bis Kunst) nützlich sein. Und sollte die Neigung in Richtung Informatik gehen, dann hat ein früher spielerischer Start den Vorteil, dass später komplexere Inhalte leichter erlernt werden, weil ein Grundfundament bereits gelegt ist.

Zusammengefasst kann das Programmieren im frühen Kindesalter als eine Art ganzheitliches Lernspiel betrachtet werden: Es fördert analytisches Denken, Kreativität, Geduld und Selbstbewusstsein in einem. Wichtig ist natürlich immer, dass es dem Alter entsprechend spielerisch und ohne Druck geschieht – dazu gleich mehr. Aber die genannten Vorteile zeigen, dass es durchaus lohnend sein kann, Kinder behutsam mit den Prinzipien des Programmierens vertraut zu machen.

Erste Schritte für Eltern: Interesse wecken und worauf man achten sollte

Der Einstieg ist oft der schwierigste Schritt – das gilt auch beim Programmieren mit Kindern. Wie fängt man überhaupt an? Muss mein Kind schon zählen oder lesen können? Wie vermeide ich Überforderung? In diesem Abschnitt geben wir Ihnen praktische Tipps, wie Sie die ersten Schritte gestalten können, um Ihr Kind für das Programmieren zu interessieren, und worauf Sie dabei achten sollten.

Interesse wecken durch spielerische Annäherung: Am Anfang steht die Neugier. Kinder in jungen Jahren lassen sich am besten durch Spiel und Spaß für ein Thema begeistern. Versuchen Sie also, Programmieren nicht als Unterrichtsstunde zu inszenieren, sondern als neues Spiel. Sie könnten zum Beispiel vorschlagen: “Wollen wir mal einen kleinen Roboter zusammen ausprobieren?” oder “Schau mal, mit dieser App kannst du dein eigenes kleines Spiel erfinden, wollen wir das mal ansehen?”. Wichtig ist, den ersten Kontakt locker und positiv zu gestalten. Beobachten Sie, was Ihr Kind spannend findet – manche mögen Roboter, andere lieben Puzzle-Spiele oder Mal-Apps. Knüpfen Sie am bestehenden Interesse an. Wenn Ihr Kind gerne malt, könnte eine simple Zeichen-App mit Coding-Elementen (z.B. wo es mit Befehlen ein Bild zeichnen lassen kann) ein guter Einstieg sein. Wenn es gerne mit Bauklötzen spielt, wäre vielleicht ein programmierbares Spielzeug (wie ein Zug oder Auto, das man steuern kann) motivierend.

Gemeinsam entdecken: Nehmen Sie sich Zeit, gemeinsam mit Ihrem Kind erste Erfahrungen zu sammeln. Setzen Sie Ihr Kind nicht einfach vor eine App und erwarten, dass es allein loslegt. Viel schöner ist es, wenn Mama oder Papa mitstaunt und mitspielt. Zum Beispiel können Sie zusammen einen kleinen animierten Gruß in ScratchJr gestalten oder einen Bodenroboter (wie Bee-Bot) zusammen programmieren, damit er einen bestimmten Weg fährt. Stellen Sie Fragen wie: “Was glaubst du, passiert, wenn wir diese Taste drücken?” oder “Welche Richtung soll der Roboter als nächstes fahren?”. So regen Sie Ihr Kind zum Mitdenken an. Durch die gemeinsame Aktivität fühlt es sich unterstützt und ernst genommen. Gleichzeitig können Sie als Eltern gleich ein bisschen mitlernen – man muss kein Profi sein, um einem 5-Jährigen bei den ersten Schritten zur Seite zu stehen! Es genügt oft, offen mit auszuprobieren. Die meisten Kinder genießen diese Exklusivzeit mit den Eltern, was die Motivation zusätzlich erhöht.

Altersgerechte Auswahl: Achten Sie unbedingt darauf, altersgerechte Tools und Methoden zu wählen. Nichts frustriert Kinder mehr, als wenn eine Aufgabe ständig scheitert, weil sie schlicht zu schwierig oder abstrakt ist. Ein Vorschulkind kann noch nicht lesen – also wären textbasierte Programme ungeeignet. Stattdessen gibt es für dieses Alter visuelle, symbolbasierte Anwendungen oder eben physische Spielsachen, die ohne Lesen auskommen. Im nächsten Abschnitt stellen wir detailliert geeignete Materialien vor, aber als Faustregel: für die Kleinsten eher körperlich greifbare oder sehr einfache visuelle Dinge (Knöpfe drücken, bunte Klötzchen stecken, Pfeilkarten legen). Für Grundschulkinder ab 6 kann es dann langsam etwas komplexer werden, z.B. einfache Blockprogrammiersprachen am Tablet mit leicht verständlichen Symbolen und ggf. ersten Wörtern. Prüfen Sie auch die Herstellerempfehlungen (Altersangaben) der Apps oder Spielzeuge – sie geben oft einen guten Hinweis, für welches Alter das Produkt gedacht ist.

Keine Überfrachtung, Schritt für Schritt: Starten Sie mit kleinen Erfolgserlebnissen. Beim ersten Ausprobieren reichen oft schon wenige Minuten oder ein einfaches Beispiel. Beispielsweise: Lassen Sie Ihr Kind bei einem Bodenroboter zunächst nur 2–3 Befehle eingeben (z.B. “fahre vorwärts, dann drehe dich nach rechts”). Sobald der Roboter das tut, was geplant war, ist die Freude groß! Dieses Erfolgserlebnis ist wichtiger als direkt anspruchsvolle Aufgaben zu stellen. Sie können den Schwierigkeitsgrad nach und nach steigern – vielleicht soll der Roboter später einen kleinen Hindernisparcours bewältigen oder in einer App wird aus einem einfachen animierten Ball irgendwann eine kleine Geschichte mit zwei Figuren. Geben Sie Ihrem Kind Zeit, sich mit einem Konzept vertraut zu machen, bevor das nächste eingeführt wird. Worauf man achten sollte: Vermeiden Sie es, das Kind mit zu vielen neuen Begriffen oder Funktionen auf einmal zu konfrontieren. Die Aufmerksamkeitsspanne von jüngeren Kindern ist begrenzt – mehrere kurze Sessions an verschiedenen Tagen sind meist besser als eine Marathon-Sitzung.

Geduld und positive Haltung: Gerade am Anfang braucht es manchmal etwas Geduld – sowohl von Ihrem Kind als auch von Ihnen selbst. Vielleicht versteht Ihr Kind nicht sofort, was es tun soll, oder ein Spielzeug wird erstmal zweckentfremdet (das ist völlig normal – Kinder entdecken Dinge oft auf ihre eigene Art!). Versuchen Sie, geduldig und ermutigend zu bleiben. Verzichten Sie darauf, Ihrem Kind ständig die “richtige” Lösung vorzubuchstabieren. Es ist viel wertvoller, wenn es selbst ausprobiert, auch mal falsch abbiegt und dann gemeinsam mit Ihnen den Fehler findet. Loben Sie Anstrengung und nicht nur das Ergebnis: “Toll, wie du das probiert hast! Was denkst du, warum hat der Roboter jetzt nicht angehalten? Sollen wir mal schauen und was ändern?”. So vermitteln Sie, dass es beim Programmieren nicht ums Schnell-Richtigmachen geht, sondern ums Ausprobieren und Lernen.

Spielerisch bleiben: Halten Sie die Stimmung leicht und spielerisch. Sollte Ihr Kind ungeduldig oder quengelig werden, weil etwas nicht klappt, machen Sie eine Pause oder wechseln Sie die Aktivität. Zwingen Sie Ihr Kind nicht, weiterzumachen, wenn die Luft raus ist – das würde Programmieren negativ besetzen. Lieber an einem anderen Tag mit frischer Laune nochmal angehen. Vielleicht hilft es auch, die Aktivität in ein Spiel zu verpacken: Machen Sie z.B. einen kleinen Wettbewerb (“Wetten, unser Roboter schafft es, schneller zum Ziel als der Teddy-Roboter?” – wobei natürlich beide vom Kind programmiert werden). Oder erzählen Sie eine Geschichte drumherum (“Der Bee-Bot ist eine Biene, die zurück zu ihrem Bienenstock finden muss – kannst du ihr den Weg programmieren?”). Solche Szenarien machen aus einer trockenen Aufgabe ein Abenteuer.

Sicherheit und Umfeld: Gerade bei digitalen Angeboten sollten Eltern darauf achten, dass die Umgebung kindersicher ist. Wählen Sie Apps aus seriösen Quellen (idealerweise ohne Werbung und ohne In-App-Käufe, die das Kind verwirren könnten). Stellen Sie sicher, dass auf Tablet oder PC keine unbeaufsichtigten Ausflüge ins Internet stattfinden, wenn das Kind eine Online-Plattform nutzt. Viele Kinder-Coding-Apps sind offline nutzbar oder haben einen speziellen Kinder-Modus. Wenn Sie eine Online-Plattform wie Scratch verwenden, können Sie die Offline-Version (Scratch Desktop) nutzen oder zumindest zusammen mit dem Kind online gehen, um es zu begleiten. Schaffen Sie auch physisch eine angenehme Lernatmosphäre: ein ruhiges Plätzchen, wo das Tablet auf dem Tisch liegt (besser als vorm Fernseher nebenbei). Bei robotischen Spielsachen achten Sie darauf, genügend Platz am Boden zu haben, damit der Roboter fahren kann, ohne ständig gegen wertvolle Vasen zu stoßen – das erspart Frust und Hektik.

Elterliche Vorbildfunktion: Kinder orientieren sich stark an ihren Eltern. Wenn Sie selbst offen und neugierig an Technik und Problemlösen herangehen, wird sich Ihr Kind viel eher darauf einlassen. Sie müssen kein Computerspezialist sein – im Gegenteil, wenn Sie gemeinsam mit dem Kind staunen (“Oh, so geht das, interessant!”) und auch mal sagen “Das weiß ich auch nicht, lass es uns herausfinden”, dann lernt Ihr Kind, dass es okay ist, nicht alles sofort zu können. Zusammen herausfinden macht Spaß! Zeigen Sie auch Begeisterung, wenn Ihr Kind etwas geschafft hat: Feiern Sie kleine Meilensteine (z.B. “Dein erstes kleines Programm – super gemacht, ich bin beeindruckt!”). Die positive Bestärkung von Mama oder Papa ist für Kinder eine riesige Motivation.

Kurz gesagt: Die ersten Schritte beim Programmieren mit Kindern sollten von Neugier, Spaß und gemeinsamer Zeit geprägt sein. Achten Sie darauf, das Interesse durch spielerische Aktivitäten zu wecken, bleiben Sie geduldig und wählen Sie einfache, altersgerechte Einstiege. So legen Sie ein gutes Fundament, auf dem Sie im nächsten Schritt mit konkreten Tools und Spielen aufbauen können.

Geeignete Spielzeuge, Materialien und Tools

Zum Glück leben wir in einer Zeit, in der es schon eine ganze Menge speziell für Kinder entwickelter Programmier-Spielzeuge und Lern-Tools gibt. Vom süßen Roboter, der auf Knopfdruck Befehle ausführt, bis zur farbenfrohen Tablet-App mit lustigen Figuren – die Auswahl ist groß. In diesem Abschnitt geben wir Ihnen eine Übersicht geeigneter Spielzeuge, Materialien und Software für zwei Altersgruppen: Kinder von 3–5 Jahren (Vorschulalter) und Kinder von 6–8 Jahren (frühes Grundschulalter). Diese Einteilung ist natürlich nicht starr – jedes Kind ist individuell. Aber im Allgemeinen brauchen Drei- bis Fünfjährige noch sehr konkrete, anschauliche Hilfsmittel, während Sechs- bis Achtjährige schon etwas abstrakter denken und lesen können, sodass hier auch komplexere Tools in Frage kommen.

Für Kinder von 3–5 Jahren

Im Vorschulalter lernen Kinder am besten mit allen Sinnen – sie wollen Dinge anfassen, sich bewegen und direktes Feedback bekommen. Programmieren in diesem Alter erfolgt daher meist ohne klassische Computer-Tastatur oder komplizierte Software. Stattdessen gibt es programmierbare Spielzeuge und einfachste Apps sowie analoge (unplugged) Ideen, die Konzepte des Programmierens vermitteln, ohne dass die Kinder es merken.

Programmierbare Spielzeuge (Lernroboter): Hierunter fallen kleine Roboter oder elektronische Spielzeuge, die speziell für junge Kinder entwickelt wurden und sich durch einfache Eingaben steuern lassen. Sie kommen oft bunt und freundlich daher, manchmal als Tier oder Fahrzeug, und haben kindgerechte Bedienelemente. Ein paar beliebte Beispiele:

  • Bee-Bot: Ein klassischer Bodenroboter in Form einer kleinen Biene. Der Bee-Bot hat oben Pfeiltasten (vorwärts, rückwärts, links, rechts), mit denen Kinder eine Bewegungsabfolge programmieren können. Zum Beispiel drücken sie: vorwärts, vorwärts, links – und die Biene fährt diese Route ab. Bee-Bot ist ab ca. 4 Jahren geeignet und ideal, um Konzepte wie Reihenfolge von Befehlen und Raumorientierung zu üben. In vielen Kindergärten wird Bee-Bot bereits eingesetzt, da er robust, einfach und ohne Bildschirm nutzbar ist.
  • Cubetto: Ein Holzwürfel-Roboter, der nach Montessori-Prinzipien gestaltet ist. Er wird mit einem hölzernen Brett und bunten Befehlsklötzchen geliefert. Das Kind kann physische Programmierblöcke (Pfeile, Aktionen) in das Brett stecken, drückt dann auf “Los” – und Cubetto fährt entsprechend der gelegten Sequenz über den Boden. Cubetto ist für Kinder ab 3 Jahren entwickelt und bringt sogar eine kleine Geschichtenteppich-Landschaft mit, auf der der Roboter Abenteuer erlebt. Hier wird Programmieren vollkommen bildschirmfrei und greifbar vermittelt.
  • Fisher-Price Code-a-Pillar (Programmierraupe): Diese bunte Raupe besteht aus Segmenten, die jeweils einen Befehl repräsentieren (z.B. vorwärts, links drehen, Musik abspielen). Die Segmente können in beliebiger Reihenfolge an den Raupenkopf angesteckt werden. Sobald das Kind den Startknopf drückt, krabbelt die Raupe die programmierte Route entlang. Dieses Spielzeug ist für ca. 3–6 Jahre geeignet und fördert das Verständnis von Sequenzen: Die Reihenfolge der Segmente bestimmt die Bewegung.
  • Code & Go Maus (Coding Mouse): Ein kleines Mäuseroboter-Spiel von Learning Resources: Die Kinder stecken ein Labyrinth aus Plastikfliesen zusammen und programmieren eine Maus mittels Tasten, um den Weg zur “Käse”-Zielfliese zu finden. Geeignet ab Vorschulalter, toll um räumliches Denken mit ersten Programmierbefehlen zu koppeln.
  • Matatalab oder Botley (ausgewählte Beispiele): Dies sind weitere Einsteiger-Roboterkits. Matatalab etwa arbeitet mit einem ähnlichen Prinzip wie Cubetto (Kind platziert Coding-Plättchen auf einem Board), Botley ist ein knuffiger Roboter, den man mit einer Fernbedienung programmieren kann – dieser ist meist ab 5 Jahren empfohlen und wächst dann mit zum Schulalter.

Diese Art von Robotern hat den Vorteil, dass keine Lesefähigkeit erforderlich ist – Befehle werden durch Symbole oder physischen Tastendruck erteilt. Außerdem bewegt sich etwas im realen Raum, was die Aufmerksamkeit von kleinen Kindern fesselt und sie aktiv einbindet (sie können z.B. mit dem Roboter um die Wette krabbeln oder ihm Hindernisse in den Weg stellen).

Einfache Apps für die Kleinsten: Obwohl man Bildschirmzeit bei 3- bis 5-Jährigen sparsam einsetzen sollte, gibt es durchaus sinnvolle Apps in Kleinkind-gerechter Gestaltung, die erste Programmiererfahrungen bieten:

  • ScratchJr: Diese kostenfreie App (für Tablets) wurde speziell für Kinder im Alter von 5 bis 7 Jahren entwickelt. In ScratchJr können Kinder durch Ziehen und Zusammenstecken von bunten Blöcken einfache Programme erstellen, die z.B. eine Katze über den Bildschirm laufen lassen, mit ihr sprechen oder hüpfen. Alles ist visuell und symbolbasiert – statt Textbefehlen gibt es z.B. einen blauen Pfeil für “gehe nach rechts” oder einen roten Stoppschild-Block für “halte an”. Kinder können eigene kleine Geschichten oder Spiele kreieren, indem sie Figuren animieren. ScratchJr ist intuitiv und fördert enorm die Kreativität, weil das Kind die Handlung selbst gestaltet. Es ist ein idealer Einstieg, sofern das Kind ein Tablet bedienen kann.
  • Kodable: Eine liebevoll gestaltete App, in der Kinder einem flauschigen Wesen helfen, durch ein Labyrinth zu navigieren. Dabei “programmieren” sie den Weg mit Richtungssymbolen. Kodable ist für Kinder ab 4 Jahren geeignet und bringt nach und nach Grundkonzepte bei (etwa auch Farben sortieren, was in Programmierung einer Art Attribut-Logik entspricht). Viele Levels sind wie Puzzle aufgebaut – ideal, um nebenbei logisches Denken zu schulen.
  • codeSpark Academy (The Foos): Eine international beliebte App, die oft für Kinder zwischen 5 und 9 Jahren empfohlen wird. Für Vorschüler bietet codeSpark bildbasierte Rätselspiele, bei denen kleine Comic-Figuren (die “Foos”) mittels Drag-and-Drop-Befehlen Hindernisse überwinden oder Aufgaben erledigen. Das Ganze ist wie ein Spiel aufgebaut, komplett ohne Text (selbst Anleitungen sind mit Symbolen). So können auch Nichtleser*innen munter mitmachen. Die App ist zwar auf Englisch entwickelt, kommt aber weitgehend ohne geschriebene Sprache aus und ist daher auch für deutsche Kinder verständlich.
  • Lightbot Jr: Lightbot ist ein bekanntes Logik-Puzzle-Spiel, um Programmieren zu lernen. Für Vorschulkinder gibt es die Junior-Version mit vereinfachten Leveln. Hier lässt man einen kleinen Roboter durch Tippen auf Symbole über ein Feld hüpfen und bestimmte Felder beleuchten. Die Herausforderung besteht darin, die begrenzten Befehle in der richtigen Reihenfolge zu nutzen. Lightbot Jr richtet sich ungefähr an Vorschulkinder ab 4-5 Jahren. Es hilft, ein erstes Gefühl für Reihenfolgen und einfache Schleifen (Wiederholungen) zu entwickeln – allerdings immer noch rein spielerisch als Rätsel.
  • Weitere Beispiele: Es gibt noch etliche andere Apps, z.B. “Daisy the Dinosaur” (eine sehr einfache iPad-App, wo Kinder einen Dino mit Drag-and-Drop Befehlen tanzen lassen – gut ab 4 Jahre) oder “Code Karts” (ein Rennspiel, wo Kleinkinder mit Richtungspfeilen eine Autorennstrecke “programmieren” – für ca. 4+). Wichtig ist, bei allen Apps darauf zu achten, dass sie werbefrei und kindersicher sind. Viele der genannten sind entweder kostenpflichtig mit Einmalpreis oder bieten eine abgeschirmte Abo-Oberfläche, die von Kindern nicht verlassen werden kann.

Analoge Programmierideen (ganz ohne Geräte): Man kann Grundprinzipien des Programmierens auch durch rein körperliche oder praktische Spiele erfahrbar machen – perfekt für 3-5-Jährige, um spielerisch das Denken in Abläufen zu üben:

  • “Ich bin dein Roboter”: Spielen Sie mit Ihrem Kind das Roboterspiel! Ein Elternteil oder Geschwisterkind spielt den Roboter, das Kind ist der Programmierer. Legen Sie gemeinsam einen kleinen Parcours im Wohnzimmer fest (z.B. vom Sofa aus um einen Hocker herum zur Tür). Nun gibt das Kind Befehle: “Gehe 3 Schritte vorwärts. Dreh dich nach links. Noch 2 Schritte vor.” – Der “Roboter” (also Sie) führt es genau aus. Spaßig wird es, wenn der “Roboter” mal albern “falsche” Eingaben macht, falls der Befehl unklar war, und das Kind korrigieren muss. Dieses Spiel fördert Verständnis für klare Anweisungen und macht meistens viel Spaß, weil Rollen vertauscht werden. Man kann es auch umgekehrt spielen: Das Kind ist der Roboter und soll genau tun, was Mama/Papa ansagt – das schult das genaue Zuhören und Befolgen von Sequenzen.
  • Wenn-Dann-Spielchen: Bringen Sie Ihrem Kind einfache Wenn-dann-Logik bei, indem Sie alltägliche Situationen spielerisch nutzen. Beispiel: Vereinbaren Sie ein Signal, etwa Klatschen oder Pfeifen. Dann spielen Sie: “Wenn ich in die Hände klatsche, dann hüpfst du wie ein Frosch. Wenn ich pfeife, dann stellst du dich schlafend.” Das Kind muss reagieren je nach Signal. Das ist im Grunde eine einfache Bedingung, wie im Code “if – then”. Man kann das beliebig variieren mit lustigen Aktionen. Kinder lernen so, auf ein Ereignis eine bestimmte Reaktion zu koppeln.
  • Schritt-für-Schritt Aufträge: Lassen Sie das Kind Ihnen einen Ablauf “programmieren”. Zum Beispiel: “Programmiere mich wie ich einen Turm baue.” Das Kind soll in einzelnen Schritten erklären, was Sie tun sollen: “Nimm den großen Klotz. Stell ihn hin. Nimm den roten Klotz. Stell ihn oben drauf.” etc. Befolgen Sie genau die Reihenfolge. So merkt das Kind, dass es wichtige Schritte nicht vergessen darf, sonst klappt die Aufgabe nicht. Das ist analoges Algorithmus-Denken – etwa wie ein Kochrezept, das man Schritt für Schritt vorgibt.
  • Brett- und Kartenspiele: Es gibt schon Gesellschaftsspiele, die Programmierkonzepte abbilden. Ein bekanntes Beispiel ist “Robot Turtles”, ein Brettspiel ab ca. 4 Jahren, bei dem Kinder mit Richtungskarten eine kleine Schildkröte zum Schatz bewegen müssen. Dabei lernen sie spielerisch Befehlsfolgen zu planen und auch Debugging (denn wenn man gegen eine Mauer läuft, muss man den Plan ändern). Solche Spiele funktionieren ohne elektronische Geräte, bringen aber trotzdem Begriffe wie “Funktion” (es gibt Funktionskarten) oder “Fehler beheben” ins Kinder-Vokabular – natürlich alles verpackt in ein spaßiges Spiel mit Eltern am Tisch. Auch “Kodable unplugged” oder “Cody Roby” (ein kostenloses Kartenspiel zum Ausdrucken, entwickelt im Rahmen der EU Code Week) sind tolle Möglichkeiten für analoge Coding-Spiele.
  • Bauen und Muster legen: Sogar mit Bausteinen oder Perlen kann man Coding-Grundlagen legen. Legen Sie zum Beispiel gemeinsam Muster und Wiederholungen: rot-blau-blau, rot-blau-blau,… Das ist im Prinzip ein Loop (Wiederholung eines Sequenzmusters). Oder spielen Sie “Folge dem Muster”: Legen Sie Pfeilkarten auf den Boden (oder malen Kreidepfeile draußen) – Ihr Kind “liest” das Programm und läuft entsprechend: vorwärts, vorwärts, rechts, vorwärts usw. All das stärkt das sequentielle Denken.

In diesem Alter gilt: Je greifbarer und spielerischer, desto besser. Wechseln Sie ruhig zwischen digitalen und analogen Methoden. Vielleicht benutzen Sie an einem Tag den Bee-Bot-Roboter und am nächsten Tag spielen Sie das Roboterspiel ohne Gerät. So bleibt das Interesse hoch und Ihr Kind verknüpft Programmieren nicht nur mit dem Tablet, sondern mit vielen Arten des Spielens.

Für Kinder von 6–8 Jahren

Im Grundschulalter – insbesondere so ab der 1. oder 2. Klasse (ca. 6–8 Jahre) – machen Kinder kognitive Sprünge: Sie lernen lesen, schreiben und können sich schon länger konzentrieren. Das ermöglicht es, auch im Bereich Programmieren einen Schritt weiter zu gehen. Viele Kinder in diesem Alter sind wahre Schwämme für neues Wissen, solange es spannend aufbereitet ist. Hier stellen wir einige Tools und Materialien für 6–8-Jährige vor. Diese sind etwas anspruchsvoller gestaltet als die Vorschul-Tools, aber immer noch kindgerecht. Wichtig: Jedes Kind entwickelt sich anders. Manche 6-Jährige sind noch voll mit Bee-Bot glücklich, während andere vielleicht mit 8 schon eigene kleine Scratch-Spiele bauen. Die Übergänge sind fließend, und oft können Tools aus der jüngeren Kategorie auch länger genutzt werden – nur dass die Aufgabenstellungen komplexer werden.

Visuelle Programmiersprachen und Einsteiger-Software: In dieser Altersgruppe kommen oft Blockprogrammiersprachen ins Spiel. Das sind grafische Oberflächen, bei denen Befehle als Bausteine dargestellt werden, die man zusammensteckt – anstelle von geschriebenem Code. Die Kinder müssen zwar in manchen Fällen schon einfache Wörter erkennen (z.B. “vorwärts” oder “rotate” je nach Sprache), aber vieles funktioniert über Symbole und Farben. Hier einige der populärsten Plattformen:

  • Scratch: Scratch ist das bekannteste Kinder-Programmierwerkzeug weltweit, entwickelt vom MIT. Es richtet sich offiziell an Kinder ab 8 Jahren (bis etwa 16), aber viele 7-Jährige kommen mit elterlicher Hilfe auch schon rein. In Scratch arbeiten Kinder am Computer (oder Tablet mit Mauspad) und können interaktive Geschichten, Spiele und Animationen erstellen, indem sie Code-Blöcke (z.B. Bewegung, Geräusche, Aussehen) kombinieren. Scratch bietet riesige Möglichkeiten: vom einfachen “Katze läuft 10 Schritte” bis zu komplexeren Spielen. Es gibt eine Online-Community, in der Projekte geteilt werden können – für jüngere Kinder kann man aber auch offline in der Desktop-Version arbeiten, falls man keine Internetnutzung möchte. Scratch ist auch auf Deutsch verfügbar (Menü und Blöcke übersetzt). Für 6- bis 8-Jährige ist Scratch oft ein logischer nächster Schritt nach ScratchJr. Man sollte aber bedenken, dass Scratch schon etwas Lesen und Schreiben (für die Projektbenennung oder Texteingaben) mit sich bringt und die Fülle an Möglichkeiten anfangs überwältigen kann. Daher vielleicht zunächst kleine konkrete Projekte angehen (es gibt viele Vorlagen und Ideen, wie ein einfaches Fang-die-Maus-Spiel etc.).
  • Code.org Studio: Code.org ist eine non-profit Plattform, die sich der Verbreitung von Programmierkenntnissen verschrieben hat. Sie bietet zahlreiche Online-Kurse und Programmierpuzzle für verschiedene Altersstufen, auch für Grundschüler. Besonders toll: Es gibt spezielle Anfängerkurse für Kinder, die noch nicht lesen können (Kurs “Vorschule” ab 4 Jahre) und weitere Kurse für die Klassenstufen 1-2 und 3-5. In diesen Kursen lösen die Kinder kleine Aufgaben, z.B. eine Spielfigur (oft bekannte Charaktere wie aus Angry Birds, Minecraft oder Star Wars) durch ein Labyrinth zu führen, indem sie Befehle in der richtigen Reihenfolge anordnen. Das System basiert auf Blockly (ähnlich Scratch-Blöcken). Die Aufgaben steigern sich im Level und führen spielerisch Konzepte wie Schleifen oder Bedingungen ein. Code.org ist vollständig kostenlos nutzbar und mehrsprachig – die Benutzeroberfläche kann auf Deutsch umgestellt werden, was für 6-8-jährige Nicht-Englischsprecher ideal ist. Viele Schulen nutzen Code.org im Informatikunterricht der Grundschule, aber auch zu Hause können Eltern und Kinder sich dort gemeinsam durchklicken. Man kann ohne Anmeldung üben, oder ein kostenloses Konto anlegen, um den Fortschritt zu speichern.
  • Blockly Games: Ähnlich wie Code.org bietet auch Google mit Blockly Games einige webbasierte Spiele (z.B. Puzzle, Vögel füttern, Labyrinth), bei denen Kinder Blockbefehle anordnen müssen. Sie sind allerdings bislang primär auf Englisch verfügbar. Für motivierte 8-Jährige kann das aber trotzdem machbar sein, denn viel Text gibt es nicht – der Fokus liegt auf dem visuellen Lösen der Aufgaben.
  • Tynker: Tynker ist eine kommerzielle Lernplattform, die allerdings einige kostenlose Inhalte und eine kindgerechte Programmier-App anbietet. Sie richtet sich an Kinder von etwa 5 bis 12 Jahren. Für 6-8 gibt es visuelle Kurse (ähnlich wie Code.org) und später dann auch Übergänge zu Text-Coding. Da Tynker vorwiegend englischsprachig ist und im deutschen Raum weniger verbreitet, kann man es als Alternative nennen, aber Code.org und Scratch sind hierzulande populärer und auf Deutsch nutzbar.
  • Open Roberta Lab (NEPO): Dies ist eine tolle Option aus Deutschland: Das Open Roberta Lab ist eine Online-Plattform (vom Fraunhofer-Institut entwickelt), die eine Blocksprache namens NEPO bereitstellt. Damit können Kinder virtuelle Roboter steuern oder echte Bildungs-Roboter wie den Calliope mini, Micro:bit, LEGO Mindstorms/WeDo und andere programmieren. Für die Altersgruppe 6-8 ist besonders der Calliope mini interessant: Das ist eine Mikrocontroller-Platine, speziell für den Schulgebrauch in Klasse 3/4 in Deutschland entwickelt (oft im Rahmen der “Jeder kann programmieren”-Initiativen verteilt). Über Open Roberta können Kinder im Browser kleine Programme mit Blöcken bauen – z.B. Lämpchen aufleuchten lassen, Töne abspielen, oder externe Motoren steuern – und diese dann auf den Calliope oder Micro:bit übertragen. Das erfordert natürlich, dass man so ein Gerät besitzt und ein Elternteil etwas mithilft bei der Verbindung. Aber es ist eine prima Sache, um früh zu sehen, wie Hardware und Software zusammenwirken. Ein 8-jähriges Kind kann z.B. einen Micro:bit so programmieren, dass er als Schrittzähler oder als einfaches Spiel funktioniert. Die NEPO-Programmieroberfläche ist auf Deutsch verfügbar und sehr einsteigerfreundlich, mit vorgefertigten Blockkategorien. Für technikaffine Eltern-Kind-Teams eine spannende Option!

Einsteiger-Roboter und Technik-Baukästen: Neben den rein virtuellen Lernplattformen bleiben auch im Grundschulalter Roboter und Bausätze attraktiv, nur dass sie jetzt etwas komplexer sein dürfen als die simplen Vorschul-Modelle. Hier ein paar erwähnenswerte:

  • Dash und Dot (Wonder Workshop): Dash ist ein blauer, kugeliger Roboter mit Rädern und einem freundlichen Auge, den man per Tablet steuern und programmieren kann. Er ist robust und vielfältig einsetzbar, geeignet etwa ab 6 Jahren. Über Apps wie “Blockly for Dash” können Kinder dem Roboter Bewegungen, Geräusche und Lichteffekte beibringen. Er kann z.B. durchs Zimmer rollen, tanzen, singen. Dash bringt einen hohen Spielwert mit, weil er interaktiv auf Geräusche reagieren kann oder mit einem Zubehör auch Gegenstände transportiert. Zusammen mit dem kleineren Begleitroboter Dot (der stationär ist) können sogar Spiele zwischen den Robotern programmiert werden. Dash ist ideal, um die Brücke zwischen dem Bildschirm und der echten Welt zu schlagen – Kinder sehen sofort das physische Resultat ihres Codes.
  • LEGO WeDo 2.0 und LEGO Boost: LEGO hat für jüngere Kinder zwei tolle Sets: WeDo 2.0 ist ein Bildungs-Baukasten, oft in Schulen ab Klasse 2 eingesetzt, wo Kinder einfache motorisierte LEGO-Modelle bauen (etwa ein Fahrzeug, ein Tier) und diese dann mit einer visuellen Software steuern können. LEGO Boost ist das Konsumenten-Pendant (für Kinder ca. 7–12), ein Bausatz, mit dem man verschiedene coole Modelle (Roboter, Gitarre, Katze, usw.) bauen kann. Die Programmierung erfolgt über die LEGO Boost App, ebenfalls blockbasiert mit Symbolen. Ein 7- oder 8-Jähriger kann mit etwas Hilfe ein LEGO-Modell bauen und dann stolz per selbst arrangiertem Code das Modell bewegen oder Geräusche machen lassen. Hier verbinden sich Bauen und Programmieren – ideal für Kinder, die gerne mit LEGO spielen.
  • Ozobot: Ozobots sind winzige runde Roboter (etwa Murmelgröße), die zwei Modi haben: ohne Bildschirm können sie Farbfolgen lesen – d.h. Kinder malen mit Filzstiften farbige Linien und Muster, und der Ozobot folgt ihnen und interpretiert bestimmte Farbkombinationen als Befehle (z.B. Rot-Blau-Rot als “dreh dich”). Für die Altersgruppe 6-8 ist das eine wunderbare Mischung aus Kreativität (Malen) und Logik (Farbcode). Darüber hinaus können Ozobots ab einem gewissen Alter auch per Block-Programmierung (Ozoblockly) gesteuert werden, was dann in Richtung Scratch geht. Anfangs bleibt man aber gern bei den Marker-Streifen. Ozobot wird oft ab 6 Jahren empfohlen.
  • Thymio oder Edison: Dies sind zwei weitere Bildungsroboter. Thymio ist ein etwas anspruchsvollerer Lernroboter aus einem Forschungsprojekt, er hat mehrere Sensoren und kann auch visuell programmiert werden (für Jüngere gibt es einen Bildkarten-Modus, für Ältere eine Blocksprache). Edison ist ein kleiner orangefarbener Roboter, der LEGO-kompatibel ist und sowohl mit Barcodes (für ganz einfache vordefinierte Programme) als auch mit einer Blocksprache programmiert werden kann. Beide sind ab Grundschulalter einsetzbar und lassen Kinder ganz praktisch Robotik erleben.
  • Calliope mini / micro:bit Kits: Wie oben bei Open Roberta erwähnt, sind Calliope mini (in Deutschland populär) und der micro:bit (international verbreitet) kleine Elektronikboards mit LEDs, Tastern und Sensoren, die speziell für Kinder entworfen wurden. Es gibt Starter-Kits mit kindgerechten Projekten – z.B. der Calliope kann als “Blinkeherz”, als Mini-Klavier oder als Kompass programmiert werden. Mit ca. 8 Jahren, insbesondere wenn das Kind schon etwas Erfahrung mit einfacheren Tools hat, kann dies ein aufregender nächster Schritt sein, weil es zeigt, wie Programmieren physische Geräte steuert. Voraussetzung ist allerdings, dass ein Elternteil sich kurz einarbeitet, wie man das Board mit dem Computer verbindet (in der Regel via USB oder Bluetooth und über eine Weboberfläche).
  • Experimentierkästen mit Programmierung: Einige klassische Hersteller für Experimentiersets (Kosmos, Fischertechnik etc.) bieten inzwischen Kästen an, die Elektronik und Coding kombinieren. Zum Beispiel gibt es einen Kosmos “Easy Coding” Experimentierkasten, der über eine eigene kindgerechte Programmieroberfläche kleine selbstgebaute elektrische Schaltungen steuert. Für 6-8-Jährige sind solche Kästen manchmal noch etwas komplex, aber mit Hilfe können sie einzelne Projekte daraus machen. Sie richten sich eher an die oberen Ende der Altersgruppe (8+) und an Kinder, die schon generell Spaß an Basteleien haben.

Kindgerechte Software & Spiele: Neben den erwähnten Lernplattformen gibt es auch Spiele und Apps, die sich an Grundschulkinder richten und programmieren beibringen, ohne wie “Schule” zu wirken:

  • Minecraft (Education oder Code-Mode): Minecraft ist bei vielen Kindern sehr beliebt. Was hat das mit Programmieren zu tun? Nun, es gibt in Minecraft und insbesondere in der Education Edition Möglichkeiten, einfache Programme zu schreiben, um Dinge im Spiel zu automatisieren. Für Einsteiger bietet Microsoft z.B. die “Hour of Code: Minecraft” an – ein kostenloses Online-Tutorial (blockbasiert, ähnlich Code.org, mit Steve und Alex aus Minecraft als Figuren). Viele 7-8-Jährige, die Minecraft lieben, sind enorm motiviert, diese Coding-Challenges zu machen, weil sie in ihrer Lieblingswelt spielen. Auch kann man in Minecraft mittels sogenannten “Kommandoblöcken” oder der visuellen MakeCode-Integration kleine Skripte ausführen. Das richtet sich eher an ältere Grundschüler, aber es sei erwähnt, weil es ein Beispiel dafür ist, Kinder über ein Spiel abzuholen, das sie ohnehin fasziniert.
  • Roblox Studio / einfache Game Engines: Dies ist eher was für später (Roblox Studio z.B. bedingt schon einige Text-Codierung und wird frühestens ab 8-10 Jahren, eher älter, empfohlen). Im Kontext 6-8 Jahre könnte man aber simple kindgerechte Game Maker Tools erwähnen – allerdings sind die meisten komplexer. Daher lieber Fokus auf Blocksprachen in dem Alter.
  • Apps zum Programmierenlernen für Kinder: Hier ein paar Namen, die für Grundschüler spannend sein können: Code Adventures (eine Puzzle-App, die hübsch gestaltet ist, ca. ab 6 Jahre), AlgoRun (ein kostenloses Spiel mit 30+ Levels algorithmisches Denken, ab ~8 Jahre, allerdings auf Englisch), Run Marco! (eine Abenteuerspiel-App mit Blockly-Coding, die es auch auf Deutsch gibt), CodeMonkey (Online-Spiel, in dem ein Affe Bananen sammelt durch Programmierung – für ältere Grundschüler, allerdings teils schon Text-Syntax, daher eher 8+). Nicht zu vergessen: die oben erwähnte App Lightbot (die Vollversion, ab 8, für Grundschüler eine knackige Puzzle-Herausforderung).
  • Textbasierte Ansätze? Für 6-8 ist in der Regel klassische textbasierte Programmierung noch zu früh, da sie viel Schreibarbeit und Fehlermöglichkeiten (Tippfehler) mit sich bringt. Einige sehr motivierte 8-Jährige könnten vielleicht mit kinderfreundlichen Sprachen wie Logo (die Schildkrötengrafik-Sprache) experimentieren oder erste Schritte in einer auf Kinder zugeschnittenen Umgebung wie Small Basic (Microsoft) machen, aber das sind Ausnahmen. In der Breite empfehlen sich in diesem Alter grafische Sprachen. Wenn Ihr Kind aber unbedingt wissen will, wie echter Code aussieht, könnten Sie zum Spaß mal zeigen, wie ein kleines Python- oder JavaScript-Programm aussieht – aber erwarten Sie nicht, dass es das gleich tippen kann. Oft reicht den Kids die Erklärung: “Diese Blöcke hier in Scratch, die würden als Text so aussehen…” – das befriedigt die Neugier, ohne gleich in Frustration zu enden.

Man sieht: Für 6–8 Jahre gibt es eine bunte Palette an Möglichkeiten – von Software über Apps bis hin zu Robotern und Bausätzen. Die Kunst ist, die richtigen Angebote für das eigene Kind auszuwählen. Jedes Kind hat andere Vorlieben: Der eine tüftelt gerne am Tablet Level für Level, die andere möchte lieber mit einem Roboter durchs Zimmer flitzen. Achten Sie auf die Interessen Ihres Kindes und passen Sie die Tools entsprechend an. Oft lohnt es sich, mehrere Dinge auszuprobieren – was nicht zündet, legen Sie beiseite und versuchen etwas anderes. Der Markt wächst rasant, und es kommen immer neue kreative Lernspiele hinzu.

Programmieren spielerisch vermitteln: Tipps und Tricks

Kinder lernen am effektivsten, wenn sie gar nicht merken, dass sie lernen – nämlich indem es für sie wie ein Spiel oder Abenteuer wirkt. Programmieren sollte in jungen Jahren keine trockene Pflichtübung sein, sondern im Gegenteil ein Synonym für Spaß, Entdecken und kreativ sein. In diesem Abschnitt konzentrieren wir uns darauf, wie Eltern das Programmieren spielerisch vermitteln können. Einige Aspekte davon klangen schon bei den ersten Schritten an; hier fassen wir die wichtigsten Didaktik-Tricks zusammen, um die Erfahrung für Ihr Kind (und Sie selbst) positiv und lustig zu gestalten.

Geschichten erzählen lassen: Verwandeln Sie Programmieren in eine Geschichte. Kinder lieben Geschichten und Fantasy-Welten. Nutzen Sie das, um Coding-Aufgaben einen Sinn und Kontext zu geben. Beispiel: Anstatt zu sagen “Programmier den Roboter so, dass er zur X-Markierung fährt”, erzählen Sie eine Geschichte: “Stell dir vor, unser kleiner Roboter ist ein Weltraumfahrer und die X-Markierung ist ein verlorenes Raumschiffteil, das er einsammeln muss. Kannst du ihm den Weg dorthin zeigen?”. Sofort wird aus einer abstrakten Aufgabe ein Rollenspiel. Genauso in Apps: “Lass uns ein kleines Spiel machen, wo eine Katze einen Ball fangen muss – was soll in unserer Geschichte passieren, wenn sie ihn fängt? Lass es uns programmieren!”. Indem die Kinder eine eigene Story entwickeln (sei es eine Schatzsuche mit Bee-Bot oder ein Mini-Comic mit ScratchJr), sind sie emotional eingebunden und begreifen das Programmieren als Mittel, eine Geschichte wahr werden zu lassen.

Spielerische Wettkämpfe und Herausforderungen: Ein bisschen spielerischer Wettbewerb kann motivierend sein – aber behutsam dosiert und immer so, dass Spaß im Vordergrund steht, nicht verbissener Ernst. Sie könnten kleine Challenges erfinden: “Schaffst du es, den Roboter mit 5 Befehlen genau auf die Zielmarke zu bringen? Mama hat es mit 6 Befehlen geschafft – kannst du es in weniger?”. Oder: “Wer von uns beiden baut das lustigere ScratchJr-Tanzprojekt in 10 Minuten?”. Auch Puzzles in Apps sind im Grunde Herausforderungen. Kinder mögen es, Herausforderungen zu meistern, aber achten Sie darauf, den Druck rauszunehmen. Wenn es nicht klappt, wird halt zusammen gelacht und nochmal versucht – oder Challenge geändert. Der Weg ist das Ziel, nicht die Gewinnbedingung. Kooperationsspiele sind ebenfalls toll: Zum Beispiel gemeinsam gegen die Zeit programmieren (“Schaffen wir es zusammen innerhalb von 5 Minuten dem Ozobot einen Weg durch das Labyrinth zu malen?”).

Freies Experimentieren erlauben: Lassen Sie Ihr Kind ruhig auch mal planlos experimentieren. Oft wollen wir Erwachsenen gleich erklären “So funktioniert das, so und so musst du es machen”. Aber Kinder lernen viel, wenn sie selbst herumprobieren dürfen. In einer Programmier-App kann das bedeuten: Ihr Kind zieht einfach irgendwelche Code-Blöcke zusammen und schaut, was passiert. In Scratch kann es z.B. lustig sein, willkürlich Aktions-Blöcke aneinanderzureihen – die Figur macht vielleicht verrückte Dinge und das Kind lacht. Solche freien Experimente fördern die Neugier. Natürlich können sie zu “Fehlern” führen (der Code tut nichts Sinnvolles), aber auch das ist ein Lerneffekt: Das Kind beginnt zu verstehen, welche Bausteine was bewirken. Wichtig ist, eine Umgebung zu wählen, in der Fehler folgenlos sind. In einer sicheren App oder mit einem kleinen Roboter kann ja nichts kaputt gehen. Zeigen Sie Ihrem Kind gern den “Reset” oder “Zurücksetzen”-Knopf, aber greifen Sie nicht dauernd ein. Dieses spielerische Tüfteln ist vergleichbar damit, wie Kinder LEGO zusammenstecken und auseinandernehmen, ohne Bauanleitung – es fördert das Verständnis der Bausteine.

Verknüpfung mit Bewegung und Musik: Kinder in dem Alter sind oft sehr körperlich und haben viel Bewegungsdrang. Sie können Programmieren mit Bewegung kombinieren: z.B. das erwähnte Robotertanz-Spiel (Wenn-dann-Tanz). Oder programmieren Sie zusammen eine Tanzroutine für einen Roboter oder eine Scratch-Figur und tanzen Sie dann dazu. Einige Tools bieten Integration von Musik (z.B. Scratch hat Klang-Blöcke, es gibt sogar Tools wie Osmo Coding Jam, wo Kinder mit Code Musikbeats ansteuern). Nutzen Sie solche Features, wenn Ihr Kind eher musikalisch oder aktiv veranlagt ist. So wird Programmieren multisensorisch. Auch Brettspiele kann man mit echter Bewegung koppeln: wenn der “Robot Turtle” auf dem Brett den Edelstein erreicht, darf das Kind einmal durchs Zimmer flitzen vor Freude – feiern Sie Erfolge ruhig ausgelassen!

Peer Learning und Rollentausch: Falls Sie mehrere Kinder haben oder in Ihrem Freundeskreis Kinder im ähnlichen Alter, nutzen Sie das für gemeinsames Lernen. Zwei Kinder können zusammen an einer Programmieraufgabe sitzen, sich austauschen und gegenseitig helfen – das macht oft doppelt Spaß. Manchmal erklären Kinder einander Dinge in einer Sprache, die wir Erwachsenen gar nicht hinbekommen. Alternativ können Sie auch mal die Rollen tauschen: Lassen Sie Ihr Kind Ihnen etwas erklären, sobald es etwas begriffen hat. Zum Beispiel: “Jetzt bist du der Lehrer und zeigst mir, wie ich der Katze in ScratchJr das Hüpfen beibringe.” Diese Methode stärkt enorm das Verständnis beim Kind, weil es das Gelernte in eigene Worte fassen muss, und es fühlt sich kompetent. Gleichzeitig sehen Sie, wo es vielleicht noch Missverständnisse gibt – aber korrigieren Sie nicht sofort jedes Detail, hören Sie erstmal zu und loben Sie die Erklärung.

Viel Lob, kein Druck: Das haben wir schon betont, aber es ist so wichtig: Loben Sie Ihr Kind für seine Mühe, seine Ideen und seinen Fortschritt, nicht nur für “richtig gelösten” Code. Vielleicht hat das Programm am Ende nicht genau das gemacht, was geplant war – macht nichts, loben Sie dennoch den Ansatz: “Klasse, du hast dir überlegt, die Figur springen zu lassen, das ist doch schon mal super! Sollen wir schauen, warum sie noch nicht landet wie gewünscht?”. Vermeiden Sie Formulierungen wie “Das ist falsch” oder “Nein, so geht das nicht”. Besser: “Es tut noch nicht das, was du willst, hm? Woran könnte das liegen? Lass uns das zusammen rausfinden.” So bleibt die Stimmung positiv. Druck und Kritik würden das spielerische Element zerstören. Ihr Kind sollte niemals das Gefühl haben, es muss programmieren oder Leistung erbringen. Es ist schließlich kein Schulfach (zumindest noch nicht in dem Alter) – es ist Freizeit und Spaß. Halten Sie sich also mit Erwartungshaltungen zurück. Jedes Kind lernt in seinem Tempo.

Alltag als Analogien nutzen: Oft hilft es, Programmierkonzepte durch Vergleiche mit Alltagsdingen zu erklären, denn das veranschaulicht abstrakte Ideen. Wir hatten schon Rezepte als “Algorithmus” erwähnt oder Wenn-dann im Alltag. Auch ein Tagesablauf kann als Programm gesehen werden (“Morgens nach dem Aufstehen ziehst du dich an, dann frühstückst du – das ist eine feste Reihenfolge, quasi dein Morgen-Programm.”). Oder das Aufräumen nach einem bestimmten Muster (“Räume alle roten Spielzeuge zuerst weg, dann die blauen” – das wäre wie eine sortierende Funktion). Übertreiben muss man es natürlich nicht, aber solche Gespräche nebenbei können dem Kind zeigen, dass Programmieren nichts Mysteriöses ist, sondern im Grunde logisches Ordnen und Planen, was es schon aus anderen Kontexten kennt.

Wechsel zwischen digital und analog: Achten Sie darauf, das Programmieren-Lernen abwechslungsreich zu gestalten. Kinder in dem Alter sollten nicht stundenlang vor dem Bildschirm sitzen – das ermüdet sie und kann auch gesundheitlich (Augen, Haltung) belasten. Planen Sie z.B. kurze digitale Einheiten (vielleicht 15-20 Minuten an der App), dann etwas Bewegung oder ein analoges Spiel, dann wieder digital. So bleibt es frisch. Programmieren spielerisch vermitteln heißt auch, vielfältige Medien zu nutzen. Vielleicht basteln Sie auch mal was: Z.B. Coding-Karten oder ein eigenes “Programmier-Spielbrett” aus Papier. Wenn das Kind sein eigenes “Code-Spiel” bastelt, ist das ebenfalls kreativ und spielerisch.

Zusammengefasst: Freude und Neugier sind die Motoren beim Lernen. Sorgen Sie dafür, dass Programmieren in Ihrem Haushalt als cooles Spiel und kreative Beschäftigung gesehen wird – nicht als Pflicht oder komplizierte Wissenschaft. Dann wird Ihr Kind von sich aus immer wieder Lust darauf haben, neue Dinge auszuprobieren. Und Sie werden staunen, wie schnell es nebenbei Konzepte begreift, die man sonst erst viel später erwartet hätte.

Empfehlenswerte Programme, Apps und Plattformen

Mittlerweile gibt es eine Fülle von Lernprogrammen, Apps, Kursangeboten und Plattformen zum Thema Programmieren für Kinder. Damit Sie einen Überblick bekommen, haben wir hier einige empfehlenswerte Namen zusammengestellt – sowohl deutschsprachige Angebote als auch internationale Programme, die oft ebenfalls auf Deutsch verfügbar sind oder ohne viel Text auskommen. (Hinweis: Wir nennen diese Angebote nur beispielhaft beim Namen, ohne direkten Link, damit Sie sie bei Interesse selbst leicht finden können.)

Apps und Spiele für Kinder:

  • ScratchJr: Wie oben ausführlich beschrieben, eine Top-Empfehlung für Kinder ab 5, die als App auf Tablets läuft. Spielerisches Programmieren durch Zusammenstecken von Blöcken, ideal für den Einstieg.
  • Scratch: Die nächsthöhere Stufe für Kinder ab etwa 8. Eine Online- bzw. PC-Plattform, auf der Kinder eigene Projekte mit Blockprogrammierung umsetzen können. Scratch ist sehr verbreitet, es gibt Bücher, Videos und Communities dazu – und die Oberfläche ist auf Deutsch umstellbar.
  • Lightbot: Ein Puzzle-Spiel (für verschiedene Altersstufen, Lightbot Jr. ab 5, Lightbot regulär ab 8). Gute App, um Logik durch Rätsel zu lernen.
  • Kodable: Beliebte App für ca. 4–10 Jahre, in der Kinder einen Flauschball durch Labyrinthe “coden”. Bietet auch fortgeschrittenere Levels mit richtiger Syntax für ältere Kinder.
  • codeSpark Academy (The Foos): Spiel-App für 5–9-Jährige, in der man ganz ohne Lesen mit Comics Programmieren lernt. Sehr motivierend durch Belohnungen und viele Levels.
  • Code Adventures – Coding Puzzles: Hübsche App ab 6 Jahren, die kindgerecht Rätsel mit Programmierlogik verbindet.
  • AlgoRun / Run Marco!: Zwei Beispiele für kostenlose Coding-Adventure-Apps. AlgoRun (eher ab 8, mit stilisierten Levels), Run Marco! (ab ~6, ein Abenteuerspiel auf Deutsch erhältlich). Diese Spiele bieten Story-getriebene Aufgaben, die mittels Programmierbefehlen gelöst werden.
  • LEGO Boost App: Passend zum LEGO Boost Roboter-Baukasten – wenn Ihr Kind LEGO Boost hat, ist die App ein Muss. Aber man kann sie auch so erkunden, selbst ohne den physischen Bausatz, um ein Gefühl fürs Blockprogrammieren von Robotern zu bekommen.
  • Swift Playgrounds: Für etwas ältere Kids (spätestens ab 8-9, wenn gutes Leseverständnis da ist) auf iPad eine tolle App von Apple, die spielerisch das Programmieren mit Swift (einer echten Sprache) beibringt. Obwohl sie Textcode nutzt, ist alles sehr visuell mit einer 3D-Welt. Eventuell für ambitionierte 8-Jährige mit Unterstützung einen Versuch wert.

Web-Plattformen und Online-Kurse:

  • Code.org: Sehr empfehlenswert für den Einstieg mit strukturierten Kursen. Bietet kostenlose Online-Lektionen für Altersstufen von Vorschule bis Oberstufe. Für Kinder 6-8 sind vor allem der Kurs “Entdecker” (Course A/B) und thematische Hour of Code-Minispiele (Minecraft, Star Wars, Disney-Prinzessinnen etc.) toll. Komplett auf Deutsch verfügbar und auch für Eltern leicht begleitbar.
  • Open Roberta Lab: Deutsche Plattform, ideal, wenn man einen Calliope mini oder Micro:bit nutzen möchte. Aber auch ohne Hardware kann man im “Lab” virtuelle Roboter programmieren (z.B. einen simulierter LEGO-Roboter auf dem Bildschirm). Gut für Kinder ab Grundschulalter, die vielleicht in der Schule damit arbeiten oder zu Hause experimentieren wollen.
  • Programmieren mit der Maus: Ein Angebot der WDR “Sendung mit der Maus”. Es gibt eine Website programmieren.wdrmaus.de, auf der Kinder ab ca. 8 Jahren mit einer vereinfachten Scratch-Umgebung kleine Spiele und Animationen mit der Maus und dem Elefanten (den bekannten Figuren) erstellen können. Das Tolle: Alles ist auf Deutsch und kindgerecht erklärt. Sogar für jüngere (Vorschule) gibt es die Seite “Programmieren mit dem Elefanten”, wo einige Offline-Spiele und einfache digitale Übungen bereitgestellt werden, um z.B. das Wenn-Dann-Prinzip zu verstehen. Diese Maus-Angebote sind super, um in vertrauter Umgebung (der Maus-Welt) Programmieren zu entdecken.
  • Code Combat / Crunchzilla / Co.: Dies sind webbasierte Spiele, die eher für ältere Kinder (spätes Grundschulalter bis Teenager) gedacht sind, da sie echten Code vermitteln (JavaScript, Python etc.) und auf Englisch sind. Für 6-8 meist noch zu anspruchsvoll, aber falls ein Kind mit 8 schon sehr weit ist und z.B. Abenteuer liebt, könnte CodeCombat interessant sein (man steuert einen Helden durch ein Dungeon mit geschriebenem Code). Crunchzilla (insb. “Code Monster”) bietet einfache JavaScript-Experimente mit sofortiger visueller Rückmeldung – allerdings ebenfalls Englisch und eher 10+. In der Zielgruppe unseres Artikels daher nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
  • Online-Kurse und Tutorials: Abseits von Selbstlernplattformen gibt es auch Online-Kurse (Video oder Live) für Kinder. Zum Beispiel bieten manche YouTube-Kanäle kindgerechte Coding-Tutorials (hier Vorsicht bei der Auswahl, besser mitgucken). Es gibt auch spezialisierte Online-Schulen, die Kurse anbieten (oft kostenpflichtig). Beispiele: Logiscool (internationales Franchise mit Kursen für Kinder, auch in Deutschland vertreten), Code it! (eine deutsche Plattform mit Onlinekursen für Kinder im Grundschulalter, oft auch über Schulen genutzt), oder die Kurse der HABA Digitalwerkstatt (die Pandemie hat hier zu Online-Workshops geführt). Wenn Sie nach “Kinder programmieren Onlinekurs” suchen, finden sich einige Angebote. Für den Einstieg sind die kostenlosen Angebote jedoch meist ausreichend – bezahlte Kurse können interessant werden, wenn Ihr Kind tiefer einsteigen möchte oder Sie selbst wenig Zeit/Know-how haben, um es anzuleiten.

Lokale Clubs, Kurse und Workshops:

  • CoderDojo: CoderDojos sind kostenlose Programmierclubs für Kinder und Jugendliche, die von Ehrenamtlichen weltweit organisiert werden. Auch in vielen deutschen Städten gibt es CoderDojos. Dort treffen sich in regelmäßigen Abständen Kids, um gemeinsam zu coden – oft in lockerer Umgebung, manchmal in Büchereien, Jugendzentren oder Büros. Eltern 3-8-jähriger würden meist mitkommen, vor allem bei den Jüngeren. Das Angebot richtet sich eher an Grundschüler und aufwärts. Es kann aber toll sein für Kinder um 7-8, in einer Gruppe mit Gleichaltrigen kleine Projekte zu machen, von Websites bis Robotik je nach Dojo.
  • Volkshochschulen und lokale Bildungsanbieter: Einige Volkshochschulen oder lokale Initiativen bieten Programmier-AGs oder Ferienkurse schon für Grundschulkinder an. Beispielsweise gibt es Kurse wie “Programmieren für Kinder – spielend coden lernen” in manchen Städten. Solche Kurse sind oft projektbasiert (z.B. “Wir bauen ein einfaches Computerspiel in Scratch”). Informieren Sie sich bei Bildungsstätten oder Stadtbibliotheken; immer mehr springen auf dieses Thema auf.
  • HABA Digitalwerkstatt: Dies ist ein deutsches Konzept (gegründet vom Spielzeughersteller HABA), das in einigen Städten physische Werkstätten betreibt, wo Kinder Kurse rund um Digitalisierung besuchen können – vom Programmieren, Robotik bis Mediengestaltung. Sie bieten Workshops und regelmäßige Klassen für verschiedene Altersgruppen an (teils schon ab 6). Vielleicht gibt es eine Digitalwerkstatt oder etwas Ähnliches in Ihrer Nähe, wo Ihr Kind unter Gleichaltrigen und mit Profi-Betreuung coden kann.
  • Schul-AGs: Manche Grundschulen haben bereits Computer- oder Robotik-AGs eingerichtet, oft ab Klasse 3 oder 4. Aber es gibt auch Schulen, die bereits in Klasse 1/2 spielerisch das Programmieren fördern (z.B. mit Bee-Bots im Unterricht). Fragen Sie ruhig an der Schule Ihres Kindes nach – vielleicht gibt es ein Angebot oder zumindest Interesse, eins zu starten. Sie könnten sich sogar engagieren, wenn Sie Zeit haben, gemeinsam mit Lehrern einen kleinen Coding-Club an der Schule aufzubauen.
  • Bibliotheken/Museen: Örtliche Bibliotheken, Jugendhäuser oder Technikmuseen veranstalten manchmal Kinder-Tech-Events wie einen “Robotiktag” oder “Hour of Code”-Veranstaltungen. Solche Events sind super, um Inspiration zu sammeln und verschiedene Tools mal auszuprobieren, ohne gleich selbst alles anschaffen zu müssen.

Bücher und sonstige Materialien:
Neben digitalen Angeboten gibt es auch Kinderbücher und -hefte, die das Thema Programmieren behandeln:

  • Die Reihe Hello Ruby (von Linda Liukas) zum Beispiel bietet wunderbare Bilderbücher und Übungshefte, in denen Informatik-Konzepte über Geschichten vermittelt werden – geeignet ab Vorschulalter (allerdings auf Englisch, inzwischen gibt es aber deutsche Übersetzungen).
  • Für Grundschüler existieren Mitmachbücher wie “Coding im Kindergarten” oder “Programmieren lernen mit der Maus” (ein Buch zum Maus-Scratch-Programm). Solche Bücher sind hilfreich, um offline zu blättern und gemeinsam Aufgaben durchzugehen. Sie ersetzen zwar kein interaktives Tun, aber ergänzen es.

Abschließend: Die genannten Programme und Plattformen sind nur ein Ausschnitt. Ständig entstehen neue Apps und Kurse. Schauen Sie auch nach aktuellen Empfehlungen – z.B. Testberichte in Elternmagazinen oder auf einschlägigen Websites (wie klick-tipps.net oder der Seite der “Stiftung Lesen” für App-Empfehlungen). Wichtig ist, dass das Angebot vertrauenswürdig, altersgerecht und ansprechend ist. Probieren Sie ruhig verschiedene Optionen aus, um das Passende für Ihr Kind zu finden.

Praktische Ratschläge für Eltern

Zum Schluss wollen wir noch einige ganz praktische Tipps besprechen, die Ihnen helfen, das Programmieren-Lernen harmonisch in den Familienalltag zu integrieren. Denn neben dem Was und Wie spielt auch das Drumherum eine Rolle: Wie viel Zeit sollte man dem Ganzen widmen? Wie hält man die Balance zwischen Bildschirmzeit und anderen Aktivitäten? Und wie bleibt die Motivation langfristig erhalten, ohne Druck zu erzeugen? Hier sind unsere Ratschläge aus der Praxis:

1. Maß und Regelmäßigkeit bei der Zeitplanung: Gerade bei jungen Kindern ist es wichtig, kurze Lerneinheiten zu machen. 15 bis 30 Minuten konzentriertes “Coding-Spiel” reichen meist völlig aus, insbesondere bei den 3-5-Jährigen. Danach lässt die Aufmerksamkeit nach, und es ist besser, etwas anderes zu tun. Gönnen Sie Ihrem Kind Pausen und wechseln Sie zu Bewegung oder Freispiel. Für 6-8-Jährige kann die Session auch mal etwas länger gehen, wenn das Kind hochmotiviert ist – aber auch hier gilt: Lieber häufige kürzere Einheiten als seltene Marathon-Sitzungen. Überlegen Sie gemeinsam, ob es einen guten Zeitpunkt gibt – manche Familien bauen z.B. einmal die Woche einen “Coding-Nachmittag” ein, an dem immer etwas Neues probiert wird. Andere machen es eher spontan, wenn das Kind Lust zeigt. Finden Sie eine Balance zwischen Routine und Flexibilität. Ein fester Termin kann helfen, dranzubleiben (“jeden Samstagvormittag machen wir ein kleines Programmierprojekt”), aber zwingen Sie es nicht durch, wenn an einem Samstag mal schönes Wetter zum Draußenspielen lockt. Die Devise lautet: Regelmäßigkeit ja, aber ohne starren Zwang.

2. Bildschirmzeit gesund handhaben: Programmieren lernen wird oft mit Bildschirmnutzung einhergehen (Tablet, Laptop etc.), zumindest wenn man Apps und Software nutzt. Beachten Sie daher die üblichen Empfehlungen zur Bildschirmzeit für Kinder. Für Vorschulkinder (unter 6) wird oft maximal eine halbe bis eine Stunde pro Tag an hochwertigen Inhalten empfohlen – und das auch nicht am Stück. Wenn Ihr Kind also an einer Coding-App spielt, lassen Sie es z.B. 20 Minuten machen und dann ist gut für den Tag. Für Schulkinder kann es etwas mehr sein, aber hier kommt es sehr auf die Inhalte an. Programmieren ist zwar eine aktive Nutzung und damit besser als passives Videoschauen, doch trotzdem: Junge Gehirne brauchen vielfältige Eindrücke. Achten Sie darauf, dass das Digitale nur einen Teil des Tages ausmacht. Planen Sie genügend Zeit für Bewegung draußen, freies Spielen, Lesen, Basteln etc. ein – all das ist genauso wichtig für die Entwicklung. Sie könnten z.B. eine einfache Regel aufstellen: Auf 30 Minuten Tablet-Coding folgt erstmal wieder analoge Spielzeit. So verknüpft das Kind Computerzeit gar nicht erst mit “stundenlang davor sitzen”.

3. Qualität vor Quantität: Wichtig ist, was Ihr Kind am Bildschirm tut. Eine halbe Stunde konzentriertes Lösen von Code-Puzzles auf code.org ist sicherlich wertvoller als zwei Stunden zielloses YouTube-Schauen. Wenn Ihr Kind also gerne programmiert, dürfen Sie ihm diese Bildschirmzeit ruhig zugestehen – im Rahmen der Abmachungen. Erklären Sie auch eventuell Geschwistern, warum das okay ist (“Dein Bruder ist gerade kreativ und lernt was dabei, das ist etwas anderes als nur Fernsehen.”). Das soll keine Abwertung von Unterhaltung sein, aber hilft dem Kind selbst zu verstehen, dass Bildschirm nicht gleich Bildschirm ist. Dennoch: Auch beim Programmieren kann man sich mal verlieren. Seien Sie also bereit, freundlich einzuschreiten, wenn die Zeit um ist, auch wenn das Kind “nur noch schnell” die Aufgabe fertig machen will. Hier lernt es gleich eine zweite Sache: Zeitmanagement und Pausen machen gehören auch dazu. Machen Sie am besten gemeinsam Schluss (“In zehn Minuten hören wir auf, speicher dein Projekt, dann gehen wir in den Park.”). Ein sanfter Übergang hilft.

4. Motivation erhalten – Feierkultur etablieren: Um die Lernmotivation langfristig zu bewahren, feiern Sie die Fortschritte Ihres Kindes. Hat es ein erstes kleines Programm geschrieben? Vielleicht ein Zertifikat auf code.org ergattert? Oder einfach geduldig einen Bug gelöst? Markieren Sie solche Ereignisse bewusst. Das kann bedeuten, Papa wird abends das neue Spiel gezeigt und bewundert es, oder das Kind bekommt einen Sticker ins “Erfinder-Album” geklebt. Manche Eltern führen eine Art “Projekt-Buch”, wo sie zusammen mit dem Kind notieren oder ausdrucken, was es schon gemacht hat (z.B. ein Bild vom ersten Robo-Parcours oder ein Screenshot vom Scratch-Projekt). Das ist kein Muss, aber es kann dem Kind ein Gefühl geben: meine Arbeit wird wertgeschätzt. Vermeiden sollte man allerdings, daraus einen Leistungsdruck zu machen, nach dem Motto “du musst jetzt jede Woche was Vorzeigbares schaffen”. Bleiben Sie da entspannt. Wenn mal Flaute ist und das Kind zwei Wochen kein Interesse am Programmieren zeigt, ist das völlig okay. Motivation verläuft in Wellen – manchmal entdeckt es plötzlich einen neuen Reiz (z.B. die Aussicht, etwas cooles zu bauen) und ist dann wieder mit Feuereifer dabei.

5. Kein Zwang, kein Vergleich mit anderen: Jedes Kind ist anders. Vielleicht hören Sie von anderen Eltern, was deren Kids schon Tolles programmiert haben, oder Sie lesen Erfolgsgeschichten von Wunderkindern im Internet – lassen Sie sich davon nicht stressen. Für Ihr Kind ist wichtig, dass es Spaß hat und im eigenen Tempo lernen darf. Setzen Sie es nicht unter Druck mit Sätzen wie “Schau mal, der Sohn von XY hat schon ein ganzes Spiel alleine gemacht, das könntest du doch auch mal”. Solche Vergleiche nehmen sofort den Spaß und nützen gar nichts. Genauso sollten Geschwister nicht in Konkurrenz gebracht werden (“Deine Schwester konnte das in deinem Alter aber schon.”). Jeder Fortschritt, den Ihr Kind macht, ist für ihn oder sie ein Erfolg, unabhängig davon, was andere können. Und wenn Ihr Kind phasenweise das Interesse verliert, zwingen Sie es nicht. Manche Kinder haben mit 5 Spaß daran, dann flaut es mit 6 ab, und vielleicht kommt es mit 8 oder 9 wieder, wenn sie reifer sind oder neue Freunde was Tolles zeigen. Dranbleiben heißt hier: das Thema immer mal wieder anbieten, aber nicht aufdrängen.

6. Begleiten statt über-die-Schulter-hängen: Gerade bei 6-8-Jährigen, die schon eigenständiger arbeiten können, sollten Eltern aufpassen, den richtigen Grad an Begleitung zu finden. Es ist super, wenn Sie Interesse zeigen und helfen – aber kleben Sie nicht die ganze Zeit über dem Kind. Lassen Sie es auch mal selbst knobeln, eigene Lösungen finden, vielleicht auch einen Umweg gehen. Signalisieren Sie: “Ich bin da, wenn du mich brauchst, aber ich vertraue dir, dass du das probieren kannst.” Diese Selbstständigkeit ist wichtig. Wenn das Kind alleine etwas hinbekommt, stärkt das sein Selbstbewusstsein enorm. Und wenn es hakt, wird es schon rufen. Bieten Sie also ruhig an: “Möchtest du alleine weiterprobieren oder schauen wir zusammen drauf?” Oft wollen Kinder erst selbst “der Entdecker” sein. Unterstützen Sie dabei, indem Sie eine fehlerfreundliche Umgebung schaffen: Schimpfen Sie nie, wenn etwas nicht klappt, und loben Sie, wenn das Kind um Hilfe bittet (es erfordert Mut, um Hilfe zu fragen, und das sollten wir anerkennen).

7. Umfeld und Materialien bereitstellen: Als Eltern können Sie viel im Hintergrund tun: Sorgen Sie für die benötigten Materialien (z.B. installieren Sie schon mal die App, laden Sie das Tablet auf, legen Sie die Robotermatte aus etc.), damit wenn das Kind Lust hat, nicht erst ein Setup-Marathon beginnt. Achten Sie auf bequeme Sitzhaltung, ggf. einen externen Kindereingabetasten oder Maus fürs Tablet (manche Kinder kommen mit Touch besser zurecht, andere mit Maus). Bei längeren Computerzeiten: Denkt ans Blaulichtfilter (Nachtmodus am Tablet) oder genug Licht im Raum, damit die Augen nicht überanstrengt werden. Das sind Kleinigkeiten, aber sie machen die Erfahrung angenehmer. Auch sinnvoll: gewisse Schutzmaßnahmen – z.B. Internetzugang beschränken, wenn Ihr Kind online ist, oder in Scratch die Community-Funktionen anfangs deaktivieren. So müssen Sie weniger Sorge haben und können freier laufen lassen.

8. Bezug zur realen Welt herstellen: Um die Bedeutung dessen, was das Kind lernt, greifbar zu machen, stellen Sie hin und wieder Bezüge zum echten Leben her. Zum Beispiel: Ihr Kind hat gelernt, wie eine Schleife (Loop) funktioniert, indem es in einer Aufgabe einen Befehl fünfmal wiederholen ließ. Im Alltag könnten Sie sagen: “Schau, als du gestern zehnmal um den Tisch gelaufen bist, das war auch eine Schleife – du hast die gleiche Strecke immer wiederholt!” – natürlich mit einem Augenzwinkern. Oder wenn etwas automatisiert ist, wie ein Ampelumlauf (“Grün-Gelb-Rot, immer wieder, das ist wie ein Programm”). Solche Verknüpfungen zeigen: Programmieren ist nicht nur im Tablet, es steckt in vielen Dingen um uns herum. Das kann das Interesse vertiefen, weil Kinder merken “Aha, das was ich da tue, hat Parallelen hier draußen”.

9. Offen bleiben für neue Entwicklungen: Die Technik-Welt verändert sich schnell. Was heute die angesagteste Coding-App für Kids ist, kann in zwei Jahren überholt sein. Seien Sie daher offen, dazuzulernen und neue Tools auszuprobieren, auch mit Ihrem Kind zusammen. Vielleicht entdeckt Ihr Kind selbst etwas (z.B. in der Schule oder bei Freunden) und will es Ihnen zeigen. Lassen Sie sich darauf ein, auch wenn es Ihnen fremd ist. Indem Sie selbst Lernbereitschaft vorleben, vermitteln Sie eine tolle Haltung: Lebenslanges Lernen und Freude an Neuem. Das ist mindestens so wertvoll wie das Programmieren selbst.

10. Spaß für die ganze Familie: Warum nicht das Thema Familienprojekt werden lassen? Wenn Ihr Kind Feuer und Flamme ist, können auch andere Familienmitglieder einbezogen werden. Vielleicht programmiert Ihr Kind mit Papas Hilfe ein Geburtstagsgruß-Spiel für Oma. Oder es zeigt den Großeltern den kleinen Roboter, den es steuern kann – die werden Augen machen! Solche Erlebnisse erzeugen positive Rückkopplung: Das Kind merkt, sein Können wird ernst genommen und kann andere erfreuen. Und für Sie als Familie schafft es gemeinsame Erinnerungen. Sie könnten z.B. als Jahresaktion ein “Familien-Coding-Tag” machen, wo jeder eine kleine Aufgabe übernimmt (der/die Kleine macht die Geräusche, die Größeren die Animation, Mama schreibt die Story auf). Das Wichtigste ist, gemeinsam Spaß zu haben – dann bleibt das Gelernte positiv besetzt.

Zu guter Letzt: Haben Sie auch Geduld mit sich selbst. Nicht alle Eltern sind Digitalexperten, und das müssen sie auch nicht sein. Nutzen Sie die zahlreichen Ressourcen (Erklärvideos, Elternratgeber, Communities), die es gibt, wenn Sie mal nicht weiterwissen. In vielen Städten gibt es Eltern-Kind-Workshops zu Medienbildung – auch das kann hilfreich sein. Aber vor allem: genießen Sie die gemeinsame Zeit mit Ihrem Kind, wenn Sie zusammen etwas Neues entdecken. Programmieren zu lernen im frühen Kindesalter ist kein Muss, sondern eine Chance – und zwar eine, die richtig viel Freude machen kann, wenn man es locker und spielerisch angeht.

Fazit: Programmieren in der Frühkindlichenbildung

Programmieren für Kinder von 3 bis 8 Jahren – das klingt zunächst ungewöhnlich, doch wie wir gesehen haben, gibt es gute Gründe und vor allem großartige Möglichkeiten, schon die Jüngsten behutsam an das Coding heranzuführen. Im Vordergrund steht dabei stets der Spaß am spielerischen Entdecken. Kinder sind von Natur aus neugierig und kreativ – mit den richtigen Tools und der Unterstützung engagierter Eltern können sie diese Neugier nutzen, um erste Programmier-Erfahrungen zu sammeln, ohne dass es sich wie “Lernen” anfühlt.

Wichtig ist, das Ganze altersgerecht und ohne Druck zu gestalten. In den Jahren von 3–5 bedeutet das vor allem: konkret, anschaulich, mit viel Bewegung und einfachem Trial-and-Error. In der Altersgruppe 6–8 können die Projekte schon etwas komplexer werden, aber auch hier gilt: Erfolgserlebnisse und Freude an der Sache sind wichtiger als perfekter Code. Ob Ihr Kind nun mit einem Bee-Bot durch das Wohnzimmer saust, in Scratch eine bunte Geschichte kreiert oder mit glänzenden Augen einen kleinen Roboter steuert – es entwickelt dabei Fähigkeiten und Selbstvertrauen, die weit über das Technische hinausgehen.

Als Eltern kommt Ihnen die Rolle des Mitspielers, Unterstützers und Cheerleaders zu. Sie müssen kein Programmierprofi sein, um Ihrem Kind diesen Weg zu ebnen. Vielmehr geht es darum, Interesse zu zeigen, gemeinsam auszuprobieren und eine Umgebung zu schaffen, in der Fragen stellen und Fehler machen ganz natürlich dazugehören. Nutzen Sie die vielen vorhandenen Hilfsmittel und Ressourcen: von kinderfreundlichen Apps über Robotik-Spielzeuge bis hin zu Büchern und Online-Plattformen. Probieren Sie aus, was zu Ihrem Kind passt, und scheuen Sie sich nicht, Hilfe zu suchen oder an Community-Angeboten teilzunehmen.

Und keine Sorge: Ihr Kind muss nicht zum Wunderprogrammierer werden. Es geht nicht darum, möglichst früh “leistungsfähige Coder” hervorzubringen. Vielmehr soll Programmieren eine weitere Spielfacette im Leben Ihres Kindes sein – so selbstverständlich wie Malen, Bauen oder Rollenspiele. Wenn Ihr Kind dabei ein Grundverständnis für die digitale Welt entwickelt und merkt, dass es Technik aktiv gestalten kann, ist das ein wunderbarer Nebeneffekt. Selbst wenn die Coding-Phase nur kurz sein sollte und das Interesse dann woanders hin wandert, hat es doch Erfahrungen gesammelt, die es später jederzeit wieder aufgreifen kann.

Zusammenfassend: Frühkindliche Bildung im Programmieren kann einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung Ihres Kindes leisten – spielerisch, kreativ und mit viel gemeinsamer Freude. Lassen Sie sich auf das Abenteuer ein, lernen Sie zusammen mit Ihrem Kind, und feiern Sie die kleinen Meilensteine. Wer weiß – vielleicht legt diese spielerische Neugier den Grundstein für die Fähigkeiten, die Ihr Kind in der Zukunft gebrauchen wird. Aber selbst wenn nicht: Es hat Spaß gemacht, zusammen Roboter zu fahren, bunte Figuren hüpfen zu lassen und zu knobeln. Und diese gemeinsamen Erlebnisse sind unbezahlbar. Viel Spaß beim Coden mit den Kids!

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